Die Rücküberstellung

Wie vielen von euch bereits bekannt ist, habe ich mich im Frühjahr 2011 entschlossen, meiner ungewissen gesundheitlichen Zukunft Rechnung zu tragen und die MaevaPiti in europäische Gewässer zurückzubringen.

In den Monaten Mai bis August 2011 war ich mit Angela wiederum in Brasilien, und neben den Buchten der Ilha Grande haben wir auch die Wasserfälle von Iguazu und das riesige Feuchtgebiet Pantanal besucht. Mit diesen wunderschönen Eindrücken war ich mir schon halbwegs sicher, einige Begleiter für eine weitere Brasilienreise zu finden, die auch bei der Rücküberstellung mitmachen würden.

Im Oktober 2011 war ich allerdings immer noch auf der Suche nach Mitsegler. Vor allem die weiten Strecken, die bei den Gesprächen 2007 / 2008 noch richtig Begeisterung auslösten, waren nun das große Problem.

Zur Illustration füge ich immer wieder Texte von e-Mails ein, weil ich glaube, dass sie auch die Situation recht gut illustrieren.

Nun zur Rücküberstellung meiner MaevaPiti.

e-Mail an meine Segelfreunde  im Oktober 2011:
Eigentlich wollte ich noch etwas weiter in den Süden schippern, aber da habt ihr mich alle für verrückt erklärt. Darauf habe ich den Plan dahin geändert:
– im Februar den Karneval in Rio noch genießen und dann
– ab Ende Februar in aller Ruhe auf die Kap Verden / Kanaren zu segeln.
Die Strecke ist mit rund 4.200 Sm schon recht lang und wieder, jeder, den ich darauf angesprochen habe, hat mich gefragt, ob ich einen „Vogel“ habe.
Also habe ich das Ganze noch einmal unterteilt und die neue Variante gefiel mir auch recht gut:
Zusammen mit Angela segle ich die MaevaPiti in den Wochen vor dem Karneval (Mitte Jänner – 18. Feb.) von Rio nach Salvador. Da bleibt uns genügend Zeit, etliche Orte an der Küste zu besuchen, ebenso möchte ich noch einmal in den Naturpark „Abrolhos“ zu den Walen.
In Salvador kennen wir eine nette brasilianische Lehrerin (Silvana), die uns seit dem letzten Aufenthalt immer wieder einlädt, doch noch einmal nach Salvador zu kommen. Wir könnten sie bitten, dass sie uns zu den Karneval- Feiern mitnimmt.
Nach dem Karneval bleiben noch etwa 2 Wochen Zeit, bis ich ausklarieren muss. Die Strecke von Salvador zu den Kap Verden beträgt rund 2.200Sm, das ist am Stück deutlich kürzer als von Rio und das könnten wir in gut 3 Wochen schaffen.
Für die weitere Strecke Kap Verden – Kanaren habe ich bereits die Zusage von Dietmar und seiner Frau Beatrix, die ab Anfang April dafür Zeit hätten.
Für meinen Segelpartner Willi sind die Schulferien unabkömmliche Fixpunkte in seiner Beziehung und schulfreie Tage gibt es von Jänner bis April leider sehr gedrängt. Er ist mir zwar im Wort, doch wenn es eine andere Lösung gibt, könnte ich vermeiden, zum Feindbild seiner Beziehung zu werden.
So bin ich immer noch auf der Suche nach einen / zwei Begleiter für den Törn von Salvador zu den Kap Verden.

Vorgestern, am Nationalfeiertag (26. Oktober) hatte ich ein Treffen mit einigen, noch im Berufsleben stehenden Segelfreunden, um irgendjemand den Törn schmackhaft zu machen. Aber für 3 Wochen Überfahrt mit etwas zusätzlicher Zeitreserve, da kriegen sie von ihren Frauen das erste Messer in die Brust, sobald sie die Geschichte zu Hause erzählen, und bei 4 Wochen Urlaub am Stück, den Todesstoß vom Chef in der Firma.

Letztlich war ich mit meiner Suche doch erfolgreich und habe für alle Streckenabschnitte einen / zwei Begleiter(innen) gefunden.

Meine Begleiter der Überstellung:

Angela

Angela

Gerhild

Gerhild

Für die Überstellung von der Ilha Grande / Rio nach Salvador hat sich zu Angela noch Gerhild eingeklinkt. Gerhild war bis im März 2011 Schiffseigner einer HR 43 und lag mit ihrer CARPE DIEM all die Jahre in Kroatien am Steg neben uns. Damit hatte ich das Glück, den letzten langen Törn in Brasilien mit zwei Frauen zu segeln.

Harry

Harry

Für mich überraschend hat sich Harry mit Interesse an dem Atlantik- Part gemeldet. Harry kenne ich von einer Libyen- Safari und der Polynesien- Reise 2002.

Als Arzt hat er sich während meiner schlimmsten Tage ganz fürsorglich gekümmert und ich war glücklich, als ich ihm mit dem Törn einen Wunsch erfüllen konnte. Bedenken hatte ich überhaupt keine, da er mit seinem eigenen Auto fast schon regelmäßig in Afrika, auch in entlegenen Gegenden unterwegs ist und daher bezüglich Reisebequemlichkeit ganz sicher nicht verwöhnt ist.

 

Didi

Dietmar

Beatrix

Beatrix

 

 

 

 

 

Mit Beatrix und Dietmar haben wir schon viele gemeinsame Urlaube verbracht, doch „das Häusl bauen“ hat ihnen in den letzten Jahren wenig Zeit gelassen. Für die Strecke Kap Verden – Kanaren sollte es aber wieder klappen.

Da mir aus mehreren Gesprächen bewusst ist, dass nicht jeder ausreichend Zeit hat, die Reiseberichte bis zum Ende zu lesen, möchte ich die zusammenfassende Statistik an den Anfang stellen.

Ich glaube wir können schon mit etwas Stolz behaupten, etwas „nicht ganz Alltägliches“ geschafft zu haben.

Wir sind in rund zwei Monate die Strecke von 5.482Sm gesegelt, das entspricht etwa ¼ des Erdumfangs. 93% der Strecke waren „Am Wind“- Kurse, Segler können das sicher ganz gut einschätzen, jeden Tag 24 Stunden „Am Wind“ zu segeln.

Auch die einzelnen Etappen sind beachtlich:

Von Rio nach Salvador 1140Sm in 10 Tagen,
von Salvador zu den Kap Verden / Sal 2.629Sm in 23 Tagen und
von den Kap Verden / Sal zu den Kanaren / Lanzarote 1.553Sm in 12 Tagen.

Auf all den Strecken hat es keinen Tag mit achterlichem Wind (easy sailing) gegeben.
So gesehen war es mit 93% „Am Wind Kurs“ die unbequemste Art, Langstrecke zu reisen. Der Streckenanteil unter Motor liegt bei 24%, wobei davon gut die Hälfte, etwa 14% ein „Segeln mit schummeln“ unter Motor war.

Für mich hat die erfolgreiche Rücküberstellung eine persönliche Belastung weggenommen und dafür bin ich allen Begleitern vom Herzen dankbar. Ebenso habe ich die Erfahrung genossen, was ich mit dem Schiff noch machen könnte.

Noch bevor wir unseren Flug nach Brasilien antraten, gab es zwei wenig erfreuliche Überraschungen, die aber letztlich den Spaß an der Sache nicht wirklich trüben konnten.

Kurz vor Weihnachten flattert ein Brief von Hallberg Rassy in die Wohnung. Ich dachte zuerst an Weihnachtgrüße und ob ich nicht bald ein neues Schiff brauche. Doch es war unangenehmer. Die Werft wurde vom Rigg- Hersteller Selden informiert, dass an den Genua- Beschlägen, die in den Jahren 2004 bis 2008 ausgeliefert wurden, eine Schwäche festgestellt wurde und man sich zu einer Rückrufaktion entschlossen habe. Alle Eigner sollten den Genua- Beschlag im Mast Top kontrollieren und falls dort die Fertigungsnummer 517-914 eingestanzt sei, möge man sich bei Selden via Internetformular für die Austauschaktion anmelden.

Ob ein Beschlag bereits Risse in der Schweißnaht aufweist, könne man im eingebauten Zustand nicht erkennen, denn die Schwachstelle befindet sich an der Grundplatte innerhalb des Mastes.

Jetzt war wirklich Zeit für Weihnachten.

Vor unserer Abreise nach Brasilien / Rio hatten wir noch ein weiteres Erlebnis am Flughafen Wien, als wir unser Gepäck am Vorabend aufgeben wollten.

Unsere Flüge hatten wir für Sonntag, den 8. Jänner 2012 von Wien nach Frankfurt bei Lufthansa und Frankfurt nach Salvador bei Condor gebucht. Für den Weiterflug von Salvador nach Rio hatten wir brasilianische Tickets.

Da wir fast 20 kg Übergepäck mitbrachten, habe ich in der Woche davor mit den beiden Fluglinien Condor und Lufthansa eine lange Stunde telefoniert.

Condor meinte dazu, die Regeln für das Gepäck bestimmt bei einem Flug, an dem mehrere Gesellschaften beteiligt sind, die zuerst benutzte Airline, also in unserem Fall die Lufthansa. Ich erhielt sogar einen Hinweis auf eine Internetseite, wo das genau so geschrieben stand.

Die Lufthansa Auskunft sah sich meine Buchung an, sah die Situation ebenso und gab mir ebenfalls die Adresse einer Internetseite, wo die Gebühren für Übergepäck mit der Lufthansa aufgelistet waren.

Hier würde bei Übergepäck eine Pauschale von 100,- Euro fällig. Dies gilt für einen Internationalen Flug / eine Richtung und für ein Gepäckstück bis zu einem Maximalgewicht von 23kg. Misstrauisch habe ich mir alle Seiten ausgedruckt um sie beim Vor- Check In dabei zu haben.

Letztlich taugten die Auskünfte und Internetseiten eigentlich nichts, denn am Check In war doch alles wieder ganz anders. Nachdem die Dame am Schalter ebenfalls mit den Verantwortlichen bei Condor und Lufthansa telefoniert hatte, würde unser Übergepäck 610,- Euro kosten. Die Publikationen auf ihren Internetseiten interessierte die Leute „kalte Nüsse“, denn bei Condor sagte man uns nun, unsere Flüge seien nach dem Kilo- System gebucht und jedes zusätzliche Kilo kostet bei Condor eben 30,- Euro. Die Lufthansa benutze das Piecs-Konzept, trage aber nur einen kleinen Anteil des Frachtaufwandes, daher stünde der Condor Airline die Gebühr in der geforderten Höhe zu. Da wir am nächsten Tag fliegen und nicht streiten wollten, haben wir unser Gepäck wieder mit nach Hause genommen, manches ins Handgepäck umgepackt und den Rest auf das Notwendigste reduziert.

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